Österreichisches Bajonett um1767

Details

Zeitraum: ab 1767, 18.- und frühes 19. Jh.

Hersteller: PH auf Klingenansatz, wohl Peter Hanl

Herkunft: Österreich, Wien

Werkstoff: Schmiedeeisen

Stempel / Markierungen: Schmiedemarke

Inventarnummer: W114

 

Bilder: Sebastian Thiem

 

Beschreibung:

Österreichisches Bajonett für Gewehr Modell 17647 mit einem runden Bajonettarm. Dreikantige Bajonettklinge mit flachem Rücken Hohlkehlung am Klingenort.  Tülleneinschnitt doppelt rechtwinkelig gebrochen zur Aufnahme der Bajonetthaft des Gewehrs sowie Bohrung für den Federhaken des Gewehrs.

An österreichischen Bajonetten der Epoche finden sich in der Regel wenige Punzen und Markierungen. Dies ist typisch für diese Zeit und auch bei Stücken anderer Provenienz zu beobachten. In der Regel finden sich auf den Innenseiten der Klinge, direkt am Klingenansatz, sehr auffällige Schmiedemarken.


Die Schmiedemarken sind immer in deutlicher Größe ausgeführt und tief eingeschlagen. Es kommen abstrakte Symbole, einzelne Buchstaben, Doppelbuchstaben oder Kombinationen von Buchstaben und Symbolen vor. Diese Marken bezeichnen jeweils den Schmiedemeister und sind in den meisten Fällen heute nicht mehr zweifelsfrei zuzuordnen, da entsprechende Aufzeichnungen
fehlen.

Das abgebildete Bajonett 1767 trägt die Marke P H. In Wiener Neustadt arbeitete
nachweislich in den Jahren 1761 bis 1792 ein Schmied namens Peter Hanl, welchem diese Marke zugeschrieben werden kann.

 

Kontext:

Mit der Waffenfamilie 1748 und einem mittlerweile geordneten und doch einigermaßen einheitlich exerzierten und ausgerüsteten Heer trat das Österreichische Heer im Jahr 1756 in einen Konflikt ein, welcher sieben Jahre dauern wieder gegen Preußen und dessen Verbündete ausgetragen werden sollte.

Der Siebenjährige Krieg hatte kaum andere Ziele, als die Kriege vorher - die
Festigung, beziehungsweise Erweiterung von Herrschaftseinflüssen und die Rückeroberung verlorener Landesteile. Dieser Krieg wurde jedoch, im Gegensatz zu früheren Kriegen, interkontinental ausgetragen. Denn nun wurde auch in den überseeischen Kolonien Nordamerikas oder aber auch in der Karibik gefochten.

Die geografische Lage der Schlachtfelder zusammen mit Beteiligung aller damaligen Großmächte sowie vieler kleinerer Staaten würde den Terminus Weltkrieg, genauer „Erster Weltkrieg“, für diesen Krieg rechtfertigen. Hauptunterschiede der ab 1754 gebauten Gewehre waren ein flaches Schloss sowie ein durchweg rundes Rohr. Beide Punkte erleichterten hauptsächlich die Herstellung.

Die Beschläge sollten aus federhartem Stahl gefertigt werden, ebenso wie der Ladestock. Weiterhin sollte die nun massiver gewordene Kolbenplatte mit vier stabilen Schrauben, welche deutlich aus der Kappe herausragende Köpfe haben sollten, am Schaft befestigt werden. Auf die Güte der geschmiedeten Läufe wurde ebenfalls besser geachtet.

Auf das Bajonett oder aber die Maße des Gewehres hatten diese konstruktiven Änderungen keine Auswirkung, diese blieben wie seit 1748 normiert. Da die
Feuerwaffen samt den zugehörigen Ausrüstungsgegenständen zur damaligen Zeit einen beträchtlichen Wert darstellten, kann man davon ausgehen, dass bei der Modernisierung im Jahr 1754 die bereits bei den Regimentern vorhandenen Gewehre nach Muster 1748 verblieben sind.

Es fand also kein Einziehen der „veralteten“ Stücke und der Austausch durch die modernere Variante statt, wie es heute bei modernen Armeewaffen üblich ist. In der Regel schieden Gewehre damals erst dann aus, wenn sie nicht mehr reparaturfähig waren, aber auch in dem Fall wurden vorhandene Teile weiter verwendet.

Im Jahr 1767 sollten zwei Verbesserungen an österreichischen Waffen erfolgen, eine davon betraf nun auch das Bajonett. Zum einen wurde 1767 ein Begrenzungsstift in die Schlossplatte eingesetzt, welcher die Hahnscheibe - diese hatte hierzu eine Kerbe eingefeilt bekommen - an einer bestimmten Stelle blockierte. Somit konnte der Hahn nicht mehr über diesen Punkt hinaus gespannt werden, was im Eifer des Gefechtes durchaus passieren konnte.

Eine gebrochene Schlagfeder war dann das Resultat und in Folge dessen ein funktionsuntüchtiges Gewehr. Während eines Gefechtes, in der damaligen Lineartaktik, gab es nichts Schlimmeres als ein nicht funktionierendes Gewehr. Die Soldaten standen in Linie dicht an dicht und führten maschinenmäßig die einexerzierten Ladegriffe aus.

Einzelne Soldaten konnten aus diesem geschlossenen Truppenkörper nicht einfach austreten um sich eine intakte Waffe zu besorgen. Fingen Soldaten innerhalb des im Feuerkampf stehenden Trupps mit ihren Waffen zu hantieren an, konnten sie dadurch den Fluss der Lagegriffe der anderen Soldaten stören und somit das geordnete Feuer des Truppenteils negativ beeinträchtigen.

Fiel ein Gewehr durch Beschädigung aus, führten deren Besitzer also in aller Regel die Ladegriffe simultan mit den übrigen Soldaten aus, luden nur nicht scharf und feuerten demzufolge auch keinen Schuss ab. Sie luden also blind, machten sich wie die anderen fertig - das nach dem Ladevorgang geschulterte Gewehr war hierfür
das Zeichen für die kommandierenden Offiziere und Unteroffiziere - legten auf Kommando an und setzten wieder ab nachdem die übrigen geschossen hatte. Drangen jedoch im Laufe der Schlacht die Kommandos der Truppenführer nicht mehr zu den Leuten durch, schossen die Soldaten ohne Einheitlichkeit.

Die zweite Änderung betraf die Fixierung des Bajonetts am Gewehrlauf. Bis 1767 wurden die Dillenbajonette lediglich durch die Bajonetthaft, die Länge der Dille sowie einen doppelt rechtwinklig gebrochenen Gang fixiert. Diese reine Steckverbindung war bekanntlich nicht sonderlich fest, weshalb Bajonette im Gefecht oftmals schlichtweg vom Lauf flogen.

Mitte der 1760er Jahre wurde deshalb begonnen, diesen Umstand zu beseitigen. Nicht nur in Österreich, sondern beispielsweise auch in Dänemark kam deshalb die Federhakenpflanzung auf. Bei dieser Pflanzung wurde ein gefederter Haken an der Unterseite des Laufes angebracht, welcher aus dem Vorderschaft hervorstand und bei aufgesetztem Bajonett in ein Loch in der Dillenunterseite griff.

Der Gang in der Dille und die Bajonetthaft am Rohr blieben von dieser Konstruktion unberührt. Der Federhaken war also eine zusätzliche, dauerhafte Fixierung des Bajonetts. War der Haken einmal eingerastet, konnte das Bajonett nur dann abgenommen werden, wenn dieser manuell betätigt wurde.

 

Footer Bild